Change Manager: Gängige Eigenschaften – Top oder Flop?

Change Manager: Gängige Eigenschaften – Top oder Flop?

Über Change Management wurden wahrscheinlich zig Tausend Bücher und Millionen an Beiträgen im Internet geschrieben. Dennoch wird eine Facette kaum je richtig berührt.
Was sind denn die wirklich wichtigen Eigenschaften eines Change Managers? Im Gegensatz zu einer Führungskraft sind diese anders ausgelegt.

#leanmagazin
am 01. 02. 2018 in LeanMagazin von Frédéric Jordan


Grundfrage: Was ist ein Change?

Um überhaupt irgendwelche Eigenschaften definieren zu können, muss zuerst geklärt werden, was der Begriff Change an sich bedeutet.

Change = Veränderung

Klingt simpel und ist doch für mindestens jeden zweiten Change Manager dennoch ein Buch mit mehr als sieben Siegeln. Deshalb ein wenig ausführlicher.

Change bedeutet: Ein geführter Wandel von Punkt A nach Punkt B

So die Grunddefinition. Doch auch diese ist nicht so einfach zu verstehen, deshalb gehen wir kurz in die Tiefe. Und ja, das ist tatsächlich nötig, sonst werden später die richtigen Eigenschaften nicht erkannt.

A stellt den IST-Zustand dar, die jetzige Realität. B hingegen das angestrebte Ziel bzw. der sogenannte SOLL-Zustand. Wandel oder auch Transformation sollte selbsterklärend sein.

Doch was bedeutet nun ein „geführter“ Wandel?

Führen bedeutet u.a. Lenken, Begleiten, Hinbringen, (An)Leiten, Lotsen, manövrieren. Gelegentlich auch ein Ziehen, Schleppen oder Bugsieren. Je nachdem, was angetroffen wird. Letztes zeigt deutlich, wie wenig Distanz zwischen Begleitung und Manipulation steht.

Ein Change Manager führt somit die Betroffenen oder Beteiligten – jeder darf selbst aussuchen, was er bevorzugt – vom heutigen Zustand zum Künftigen.

Jetzt aber Vollgas – in die nächste Wand

Eine Veränderung hat viel mit Phasen, Prozessen und Strategien zu tun. So die gängige Haltung.

Nebst dem, dass die Mehrheit keinen Plan hat, was ein Change oder eine Veränderung für Menschen überhaupt bedeutet, gehen zu viele genau den Weg, der mit fast 100% Sicherheit in die Wand führt.  Sie arbeiten in erster Linie mit der obgenannten Aufzählung. Selbstverständlich hat diese eine gewisse Bedeutung und ohne geht es meist nicht.

Was ist seine Kernaufgabe?

Eine Veränderung betrifft Menschen. Sich um diese zu kümmern, sie zu verstehen, sie zu befähigen, zu beruhigen, anzuleiten und zu unterstützen … das ist seine Aufgabe. Und nichts anderes!

Klingt anders als es unterrichtet wird und in der Literatur steht. Richtig, deshalb gehen so viele Veränderungsvorhaben schief. In der Regel wird zuerst einmal eine umfassende Strategie und Planung für die Veränderung aufgesetzt. Danach folgen IST und SOLL-Prozesse, Umstrukturierungen, Neuverteilung von Arbeiten und vielem mehr. Das empfiehlt nahezu jede Literatur zum Thema auf irgendeine Art und Weise.

Gleichgültig, wie gut die Kommunikation auch ist. Sie bewirkt nicht, was geschehen sollte.

Fehlendes Wissen

Die Mehrheit aller Change Manager hat eine tiefgehende Ausbildung an einer Universität sowie viele Kurse absolviert. Trotzdem ist oft kein Verständnis für einen Wandel vorhanden. Weshalb ist das so?

Zwei mögliche Antworten:

  1. Der Dozent war ein reiner Theoretiker.
  2. Er war zu faul, um wichtige Inhalte zu vermitteln.

Häufig genannte Eigenschaften

Nachfolgend ein paar der häufig genannten Eigenschaften, welche vorhanden sein sollten:

lernfähig, entscheidungsfreudig, professionell, anpassungsfähig, kann interpretieren, ganzheitliches Denken, reflexionsfähig, kommunikationsfreudig, gelassen, zuversichtlich, feedbackfähig usw.

Klingt gut und ist sicherlich hilfreich. Doch sind das wirklich wichtige Eigenschaften? Neutral betrachtet passt die Aufzählung nahezu auf jeden Job.

Wahrer Change benötigt was?

Nun gelangen wir an einen zentralen wie elementaren Punkt. Was benötigt ein Mensch, um einen wahren Change durchführen zu können?

Zuerst muss erklärt, werden was darunter verstanden wird. Für mich ist dies eine Transformation, welche so aufgebaut und umgesetzt wird, dass sich die Beteiligten jederzeit wohl fühlen – trotz der vielen Arbeit und all den Unsicherheiten.

Dass der Change Manager spürt, wenn es jemandem nicht gut geht und sich der Person annimmt. Gleichgültig, ob Zeit vorhanden ist oder nicht. Er ist Anlaufstelle für alle Fragen und Schwierigkeiten und nimmt sich die Zeit dafür. Er weiß, jede einzelne Minute investierte Zeit zahlt sich zigmal aus. Daneben versteht er es die bereits erwähnten Mittel geschickt einzusetzen.

Was benötigt ein solcher Mensch? Vier Eigenschaften reichen vollkommen aus.

  1. Offenes Herz
  2. Offener Geist
  3. Offene Seele
  4. Erlebtes Leid

Ein offenes Herz garantiert den vorurteilslosen Zugang zu Menschen aller Art. Der offene Geist ermöglicht es dem Change Manager jederzeit neue Wege zu beschreiten. Die offene Seele hat nur für ihn selbst eine Wirkung. Sie verbessert die Wechselwirkung zwischen Gehirn, Hormon- und Immunsystem. Dies die Erkenntnis aus der Wissenschaft. Es macht einen robuster im Alltag.

Bislang alles einigermaßen einleuchtend, nicht? Aber was hat der vierte Punkt in der Auflistung zu suchen?

Um einen Change richtig lenken zu können, muss der Verantwortliche zuvor selbst mindestens einmal durch die Hölle gegangen sein. Die Fähigkeit tiefgehende Veränderungen zu bewirken, muss in einem selbst geboren werden. Diese Erfahrung lässt sich nicht erlernen, nur erleben. Dazu benötigt es u.a. schockartige Erlebnisse, die einen persönlichen Wandel nach sich zogen.

Wer das nicht auf irgendeine Art durchlebt hat und sein eigenes Leben willentlich grundlegend verändert hat, der kann aus meiner Sicht keinen nachhaltigen Change bewerkstelligen. Er wird nie verstehen bzw. fühlen können, was sein Wirken in anderen Menschen auslöst und wird deshalb in der Regel falsch handeln. Es fehlt schlicht das Feingefühl.

Gehe davon aus, dass die Mehrheit der Leser nun den Kopf schüttelt und diese Aussage als unglaublich und falsch abtut. Denen sei gesagt, dass ich seit Jahren Menschen sehe und teils begleite, die in ihren Grundfesten zerstört wurden. Nur, weil das Gefühl vorherrschte es reiche aus ein paar Phasen, Pläne und 08/15-Vorgehensweisen zu kennen und möglichst wenig mit den Leuten zu tun haben.

Mitnichten, wir alle arbeiten mit Menschen. Diese verdienen Respekt sowie unsere Unterstützung. Entsprechend muss unsere Arbeit so angepasst werden, damit es den Menschen gutsgeht. Diese sind Kern aller Aktivitäten und wichtigstes Gut – nicht Ressource – jeder Unternehmung.

Abschliessender Hinweis

Es sei festzuhalten, dass es eine große Anzahl von hervorragenden Change Managern gibt. Diese wirken sensationell in Unternehmen und inspirieren unzählige Menschen. Niemand soll auf einen Podest gehoben werden, doch darf jeder von uns sich an diesen Menschen orientieren.

Ebenso sei anzumerken, dass ich mich selbst nie als Change Experten bezeichne. Das Urteil, ob ich etwas von der Materie verstehe, überlasse ich Kunden und Freunden.



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